Die Schriften der Welt

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was Sie tagtäglich tun, wenn Sie sich Notizen machen, eine Einkaufsliste schreiben oder Ihrem Jüngsten eine Nachricht auf dem Küchentisch hinterlassen?
– Sie bedienen sich einer der ältesten Kulturtechniken der Menschheit: Sie schreiben.

Schrift als Gedächtnis einer Kultur

Überall auf der Welt tun Menschen das Gleiche: Sie schreiben.
Im Deutschen – wie auch in vielen anderen Sprachen – verwendet man hierzu das lateinische Alphabet.

Andere Menschen wiederum machen sich Notizen in kyrillischen oder griechischen Buchstaben. Oder sie zeichnen ihre Gedanken in Schriftzeichen auf – beispielsweise in chinesischen oder koreanischen.

Und wieder andere Menschen der Welt schreiben nicht von links nach rechts, sondern von rechts nach links. Im ganzen arabischen Schriftraum ist das so.

Aber haben Sie sich schon einmal bewusst gemacht, wozu das Schreiben und die Schrift erfunden wurde?

Schrift als Speicher von Informationen

Schrift und Schreiben als Kulturtechnik wurde erfunden, um eines der wichtigsten Probleme der Menschheit zu lösen, nämlich um Informationen speichern und an nachfolgende Generationen weitergeben zu können. Sobald Informationen fixiert – also aufgeschrieben – werden können, ist es möglich sie zu erhalten und weiterzugeben.

Dieser besonderen Errungenschaft der Menschheit bedienen wir uns jeden Tag: Ich kann mir zum Beispiel Telefonnummern nur schwer merken – schon nach fünf Minuten kann ich davon ausgehen, dass ich in der gerade gehörten Nummernfolge mindestens einen Zahlendreher untergebracht habe. Diesem Problem begegne ich, indem ich mir die verflixte Zahlenfolge einfach notiere und so auch nach Jahren immer noch parat habe.

Das Sprechen dagegen ist ein spontaner und dynamischer, aber auch flüchtiger Akt. Das Schreiben dagegen steht für etwas Dauerhaftes und Statisches.

Schrift ist Magie!

Seit etwa 3.500 Jahren wird in China geschrieben. Anfangs war das Schreiben und das Lesen nur den Priestern vorbehalten. Sie benutzten die Schriftzeichen (auch) dazu, Orakelsprüche aufzuzeichnen und somit zu bewahren. So wurden in China Schrift und Schicksal eng miteinander verknüpft.
Und ganz ehrlich: Wenn Sie chinesische Schriftzeichen betrachten, empfinden Sie nicht auch eine gewisse Magie, die ihnen innewohnt?

Und wenn auch Sie gerade dabei sind eine neue Schrift – sei es die griechische, die kyrillische oder die chinesische – zu lernen, haben Sie nicht auch das Gefühl, mit jedem Buchstaben oder Zeichen, das Sie neu lernen, einen weiteren Schlüssel zu einer vollkommen neuen Sprach-Welt zu erhalten?

Autorin des Artikels: Christine Tettenhammer


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