Schneller lesen lernen!

Lesen läuft als ein Verstehensprozess in Sekundenschnelle in unserem Gehirn ab.

Wenn sich das Gehirn mit Sätzen und Absätzen – also einem längeren Text befasst, passiert in unserem Gehirn Folgendes: Nach der Analyse von einzelnen Wort, wird der ganze Satz gelesen.

Das Gehirn des Lesers erkennt nun den Zusammenhang der Wörter und Wortgruppen. Blitzschnell analysiert es, in welchem Verhältnis die Wörter zueinander stehen: Was ist das Subjekt des Satzes? Wo finde ich das Verb? In welcher Zeitform steht das Verb – in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft …

Wenn die einzelnen Sätze erkannt und gelesen wurden, beschäftigt sich unser Gehirn mit ganzen Abschnitten bzw. semantischen Einheiten. Es versucht Zusammenhänge in der Handlung, dem beschriebenen Geschehen oder den geschilderten Fakten auszumachen. Darüber hinaus geht es auch um die Frage, was Ursachen und Folgen der erhaltenen Information im Text sein könnten.

Dabei durchlaufen nur Kinder, die das Lesen gerade lernen, diesen Prozess Schritt für Schritt und arbeiten sich Buchstabe für Buchstabe durch ein Wort.

Wer schon Erfahrungen beim Lesen hat (und eine ausreichend große Anzahl an Wörtern und ihre Bedeutung kennt), fixiert das zu lesende Wort oder den zu lesenden Text und erkennt mehrere Buchstaben, ja sogar mehrere Wörter auf einmal.

Mit dieser Technik des Fixierens mehrerer Wörter auf einmal, kann ein durchschnittlicher deutscher Leser zwischen 150 und 200 Wörter in der Minute erkennen, lesen und verstehen. Je geübter und erfahrener ein Leser ist, desto schneller wird er beim Lesen.

Ein Weltrekordhalter im Schnell-Lesen schafft es, bis zu 3.000 Wörter in einer Minute zu lesen und von dem gelesenen Text bis zu 70 Prozent des Inhalts zu verstehen.

Solche Weltrekorde kann man aber nur unter idealen Bedingungen aufstellen. Der Text muss perfekt für das Schnelllesen vorbereitet worden sein.

Diese Idealbedingungen führen uns nun zu der Frage, was auf die Geschwindigkeit unseres Lesens Einfluss nehmen kann?

Was beeinflusst die Geschwindigkeit des Lesens?

Auf die mögliche Maximalgeschwindigkeit des Lesens, haben unterschiedliche Faktoren Einfluss:

Sitzhaltung: Alleine die Haltung des Lesers hat einen messbaren Einfluss auf seine Lesegeschwindigkeit. Wer aufrecht und mit guter Körperspannung sitzt, kann sich gut konzentrieren.
Wer dagegen ganz gemütlich auf einer Couch liegt, kann sich weniger gut in einen Text vertiefen. Alleine durch die fehlende Spannung des Körpers befindet sich der Leser in einem Entspannungszustand, der es erschwert sich zu konzentrieren.

Beleuchtung: Auch das Licht der Umgebung hat einen messbaren Einfluss auf die Geschwindigkeit des Lesens. Wer bei schummeriger Beleuchtung einen Text lesen soll, dessen Augen ermüden (alleine durch die erhöhte Anstrengung, das mangelnde Licht auszugleichen) schneller. Dies hat wieder negative Auswirkungen auf die Konzentration beim Lesen.

In engem Zusammenhang mit den Lichtverhältnissen beim Lesen steht der Kontrast den der Druck des Textes dem Leser bietet. Eine graue Schrift auf einem weißen Papier kann nur langsam gelesen und verstanden werden.
Eine schwarze Schrift auf einem weißen oder gar orangefarbenen Papier hebt sich optimal ab und springt dem Leser förmlich ins Auge. Solche Texte kann man schneller erfassen.

Auch der Aufbau und das Aussehen des Textes bedingen, wie schnell man eine Seite lesen und verstehen kann: Der Zeilenabstand sollte nicht zu eng sein, der Text selbst sollte in einer gut und komfortabel lesbaren Schriftart gedruckt sein und zu guter Letzt, sollte ein idealer Text in Spalten gesetzt sein.

Wenn ein Text in Spalten gedruckt ist, werden die einzelnen Zeilen kürzer und enthalten auch weniger einzelnen Wörter. Diese verkürzten Zeilen kann man beim Lesen schneller erfassen.

Was hält uns beim Lesen auf?

Aber nicht nur die äußeren Rahmenbedingungen haben einen Einfluss auf die Geschwindigkeit, in der wir lesen können. Auch wir als Leser selbst stehen uns manchmal im Weg und verhindern, dass wir schneller lesen.

Viele Leser zum Beispiel springen beim Lesen immer wieder zu einer Stelle im Text zurück, von der sie glauben, dass sie diese noch nicht verstanden haben. Das verringert die mögliche Geschwindigkeit beim Lesen natürlich enorm.

Andere Leser gehen einen Text Wort für Wort durch und verlassen sich nicht darauf, dass ihr Gehirn sehr wohl in der Lage ist, auch mehrere Wörter auf einmal zu erfassen und zu verarbeiten.

Wieder andere Leser neigen dazu, sich (beispielsweise beim Lesen einer Webseite) von Bildern oder Werbebannern an der Seite ablenken zu lassen. Sie betrachten ein Bild und verlieren dabei die Textstelle, an der Sie gerade gelesen haben.

Ein weiteres Hemmnis beim Schnelllesen ist das „innere, laute Mitsprechen“. Wenn man einen Text liest, neigt man dazu sich diesen im Kopf selbst vorzulesen und artikuliert die Laute der Wörter innerlich. Auch dies führt dazu, dass man langsamer wird.

Wie können Sie schneller lesen?

Was können Sie nun also tun, um beim Lesen schneller zu werden?

Versuchen Sie sich selbst beim Lesen zu beobachten: Wie lesen Sie? Was hält Sie persönlich am meisten auf?

Suchen Sie sich – wenn Sie vorhaben einen Text schnell zu lesen – einen ruhigen und ideal beleuchteten Ort aus. Dort nehmen Sie eine aufrechte und konzentrierte Körperhaltung ein.

Nun versuchen Sie ganz bewusst darauf zu vertrauen, dass ihr Gehirn wirklich mehrere Wörter (und das sehr schnell) auf einmal verarbeiten kann. Lassen Sie Ihre Augen über das Papier flitzen und lassen Sie sich von nichts von diesem Text ablenken.

Wenn Sie dazu neigen, sich die Wörter im Stillen vorzulesen, so versuchen Sie ganz bewusst diesen Reflex zu unterdrücken.

Auch, wenn Sie das Gefühl haben eine Stelle noch nicht verstanden zu haben, so überspringen Sie diese erst mal. Lesen Sie einfach weiter. Wenn sich im Nachhinein herausstellen sollte, dass diese Stelle doch wirklich wichtig war, können Sie sie immer noch nachlesen.

Autorin des Artikels: Christine Tettenhammer


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