Mit der Assoziationslernmethode werden Sie Vokabeln wesentlich schneller lernen als durch bloßes Einpauken. Im Folgenden erfahren Sie, veranschaulicht durch zahlreiche Beispiele, wie diese Methode detailliert funktioniert.
Die Assoziationslernmethode lässt sich beliebig mit allen anderen Lernmethoden kombinieren.
In von uns durchgeführten Testreihen lernten unsere Probanden mit dieser Methode zwischen 30 und 50 neue Wörter pro Stunde. Die Lernzeit pro Vokabel verkürzte sich dabei um 50 bis 70 Prozent.
Die Assoziationslernmethode
Bei der Assoziationslernmethode bilden Sie sich für jede Vokabel ein Bild im Kopf. Dieses besteht aus einer Assoziation aus dem Ursprungswort und dem zu lernenden Wort.
Beispiel aus dem Englischen:
Auto – car
Diese Assoziation werden Sie nur in den ersten zwei bis drei Lerntagen benötigen. Danach rutscht die Vokabel automatisch in Ihr Langzeitgedächtnis, ohne dass Sie später noch an diese Assoziation denken müssen.
Sie brauchen hierzu kein großes Einfallsvermögen. Die Assoziationen müssen nicht allzu kreativ sein und im Laufe des Lernens wird es Ihnen immer leichter fallen, passende Bilder zu finden.
In den meisten Fällen wird Ihnen auf Anhieb kein passendes Wort einfallen. Daher finden Sie hier eine Auflistung vieler Möglichkeiten, wie Sie passende Eselsbrücken finden können.
Mehrsilbige Begriffe
Wenn die Vokabel aus mehreren Silben besteht, so teilen Sie diese auf und merken sich eine Kette aus Gegenständen.
das Auto – la voiture (Französisch)
Es ist dabei nicht so wichtig, eine genaue Entsprechung zu finden. Sie benötigen nur ein Bild mit einigen Anhaltspunkten, so dass Sie sich schnell an das eigentliche Wort erinnern. Je besser die Assoziation natürlich ist, umso leichter kommen Sie drauf!
Denken Sie an die Vor- und Nachnamen von Freunden, Bekannten, Prominenten und Filmhelden
reichlich – abondant (Französisch)
Stellen Sie sich James Bond mit reichlich Geld vor
Denken Sie an Städte, Länder und Regionen
Bauen Sie auch Namen oder Orte in Ihre Assoziationen ein, wenn Sie sich davon ein Bild machen können, also entweder mal dort waren oder ein Foto oder einen Film drüber gesehen haben.
eine Moschee – a mosque (Englisch)
Denken Sie an eine Moschee, die in Moskau steht
ein Bär – un oso (Spanisch)
Stellen Sie sich vor, wie ein Bär durch Oslo rennt
Denken Sie an Wahrzeichen und Monumente
anfassen – to touch (Englisch):
Stellen Sie sich vor, Sie würden den Taj Mahal anfassen
Denken Sie an Markenfirmen
Jeder Mensch kennt mehrere hundert Markenfirmen. Da Marken meist Namens-Neuschöpfungen sind, die nicht im sonstigen Wortschatz vorkommen, erweitern Sie damit Ihre Möglichkeiten an ähnlich klingenden Bildern enorm.
zurückkommen – volver (Spanisch)
Denken Sie an jemanden, der mit einem Volvo nach Hause zurückkommt.
Wessen? – ¿Quien? (Spanisch)
Denken Sie an Kinder, die eine Ente in
der Hand halten und auf einer Vespa sitzen
Denken Sie an Buchstaben und Zahlen
abwischen – essuyer (Französisch)
Denken Sie sich, wie jemand einen Tisch in einer S-Kurve abwischt
ausgraben – déterrer (Französisch)
Stellen Sie sich vor, wie jemand mit einem Spaten Erde (terre) ausgräbt und die Erde in Form eines Ds anordnet
trocken – dry (Englisch)
Stellen Sie sich drei ausgetrocknete Schüsselchen in der Wüste vor
Gabel – fork (Englisch)
Denken Sie an eine Gabel mit 4 (four) Zinken
vergessen – to forget (Englisch)
Stellen Sie sich vor, wie jemand aus dem Gehirn eine 4 (four) herausnimmt (to get)
schwer, heftig – severe (Englisch)
Stellen Sie sich vor, wie jemand ein ganz schweres Tablett mit den sieben (seven) Zwergen trägt, die jeweils Bier trinken
Denken Sie an Farben
der Kran – la grue (Französisch)
Stellen Sie sich einen Baukran vor, an dem ein grüner Zettel hängt.
vergilbt – jauni (Französisch)
gelb heißt jaune – merken Sie sich ein Herbstblatt, das Gelb wird.
Denken Sie in Dialekten
Wenn Sie einen Dialekt sprechen, in dem es eine Entsprechung für ein Lernwort gibt, dann verwenden Sie dies.
säen – semer (Französisch)
Jemand sät, indem er Semmeln auf den Acker wirft.
Denken Sie an Abkürzungen
der (Bienen-)Schwarm – l’essaim (Französisch)
Ausgesprochen: SM
Denken Sie hier z.B. an den Mont „St. Michel“ oder an Super Mario, der von einem Schwarm Bienen gejagt wird.
die Biene – l’abeille (Französisch)
Ausgesprochen: abey / ABey
Denken Sie hierbei an eine Biene, die auf einem Anrufbeantworter (AB) sitzt
Wie Sie sich lange und komplexe Wörter merken können
échafaudage – Baugerüst (Französisch)
Stellen Sie sich ein Baugerüst vor, im dem ein Schaffner mit einem leeren Aschenbecher steht
(ein Schaffner ohne die Asche – e schaff o d asch)
Denken Sie bei kurzen Worten an umgedrehte Gegenstände
Wenn Ihnen bei kurzen Worten nichts Passendes einfällt, dann sprechen Sie sich das Wort rückwärts vor. Falls dazu ein entsprechender Gegenstand existiert, so stellen Sie sich diesen verkehrt herum (auf dem Rücken liegend) vor.
Beispiel:
Um sich das Wort „Shit“ zu merken, denken Sie einfach an einen umgedrehten Tisch.
Abstrakte Begriffe
Diese Lernmethode funktioniert mit allem, was Sie sich bildhaft vorstellen können, sehr gut. Wenn Sie sich abstrakte Vokabeln merken möchten, dann bilden Sie sich eine Eselsbrücke. Diese muss nicht originell sein und kann sogar kompletter Humbug sein – Hauptsache, Sie können sich damit die Vokabel merken!
widerlegen – réfuter (Französisch)
Ich widerlege, dass Rehe füttern schlecht ist.
Denken Sie sich Synonyme
Wenn Sie ein Wort kennen, dass genauso geschrieben oder ausgesprochen wird wie das Fremdwort, so denken Sie an dieses.
der Schleier – la voile (Französisch)
Auf Französisch heißt voile auch Segel. Denken Sie ein Segel vor einem Schleier.
Eselsbrücken in der Lernsprache
Wenn Sie schon einige Wörter kennen, dann ist es häufig leichter, sich Eselsbrücken in der Lernsprache zu merken. Damit finden Sie meist viel schneller genaue Entsprechungen.
Verwenden Sie Wortendungen als Eselsbrücke
Wenn Ihnen gar kein Begriff einfällt, dann denken Sie an Wortendungen:
ausblasen – souffler (Französisch)
Der Vesuvbläst Rauch aus.
Hilfssätze
Bilden Sie notfalls einen Hilfssatz. Dieser ist zwar nicht ganz so gut wie eine Assoziation, Sie lernen damit aber immer noch deutlich schneller als durch stures Pauken.
eine Straße teeren – goudronner une route (Französisch)
Gudrun teert die Straße
untersuchen – enquêtter (Französisch)
Ich untersuche eine Kette
Eselsbrücken in anderen Sprachen, die Sie bereits sprechen können
Wenn Sie mehrere Sprachen gut beherrschen, dann können Sie sich Ihre Eselsbrücken auch in anderen Sprachen bilden. Markieren Sie dann aber, in welcher Sprache das Bild gelten soll:
Der Nabel heißt auf Französisch „nombril“. Wenn Ihnen das Bild „Name (Französisch) + Brille (Deutsch)“ am schnellsten einfällt, dann merken Sie sich Ihren Namen, den jemand neben einen Bauchnabel geschrieben hat, in blau. Denken Sie sich daneben eine gelbe Brille (wenn Sie gelb für „Deutsch“ verwenden).
Wenn Sie später die Vokabel aus Ihrem Gedächtnis abrufen möchten, so wissen Sie sofort, dass Ihr blauer Name „nom“ bedeutet und eine gelbe Brille „bril“.
sieben – sedm (Tschechisch)
Hier passt eine englische Assoziation am besten:
That monday I got up at 7 o’clock
fünf – tano (Suaheli)
Hier passt eine italienische Assoziation am besten:
Cinque montagne sono lontano. (Fünf Berge sind weit entfernt.)
Wenn Ihnen nichts passendes einfällt
Manchmal wird Ihnen kein passender Begriff einfallen.
Zerlegen Sie das Wort dann einfach in seine Silben und bilden Sie damit eine Eselsbrücke.
Beispiel aus dem Spanischen:
das Bauwerk – el edifício
Ein Dieb fiel sicher aus dem Gebäude
(e die fi si)
Verwenden Sie skurrile Assoziationen
Je abwegiger eine Assoziation, desto besser: Das Gehirn merkt sich sonderbare Dinge am längsten. Wenn Sie an einer Schafsherde vorbeikommen, werden Sie diese schnell wieder vergessen haben; ist aber ein violettes Schaf dabei, werden Sie sich noch im Greisenalter daran erinnern.
Doppelte Assoziationen
Bei ganz hartnäckigen Vokabeln oder bei Wörtern, die anders geschrieben als ausgesprochen werden, können Sie sich eine doppelte Assoziation merken: Denken Sie sich das Ursprungswort in der Mitte, sowie zwei verschiedene Assoziation neben dem Ursprungswort.
Auto – car (Englisch)
Denken Sie sich ein Auto, neben dem links ein Kamel liegt und rechts ein Karpfen.
Ähnlich können Sie vorgehen, wenn Sie sich sowohl die Schreibweise als auch die Aussprache merken möchten. Stellen Sie sich links eine Assoziation für die Schreibweise vor und rechts eine Assoziation für die Aussprache.
Wann Sie die Assoziation wieder vergessen können
Die Assoziation ist nur an den ersten zwei bis drei Lerntagen nötig. Danach gelangt die Vokabel automatisch in Ihr Langzeitgedächtnis. Spätestens am dritten Tag werden Sie nicht mehr als erstes an Ihr Bild denken, sondern sofort an die Vokabel.
Zusammenfassung – An Folgendes können Sie denken:
Alles Übungssache!
Bei den ersten 50-100 Wörtern haben viele Leute noch Probleme, auf Anhieb passende Assoziationen zu finden. Dies ist aber Übungssache: Bereits nach kurzer Zeit werden Ihnen sofort eindeutige Eselsbrücken einfallen, die Sie nicht mehr vergessen werden.
Sind Sie skeptisch?
Falls Sie skeptisch sind, ob diese Lernmethode funktioniert, dann lernen Sie doch einfach mal 20 Wörter ohne Assoziation und 20 mit Assoziation. Stoppen Sie dabei jeweils die Lernzeit.
Fragen Sie sich am Folgetag ab und schreiben Sie auf, wieviele Vokabeln Sie noch wussten.
Tipps zu verschiedenen Wortarten
Wie Sie sich das Geschlecht von Substantiven merken können
In vielen Sprachen haben Substantive Geschlechter (der, die, das; le, la).
Denken Sie sich hierzu einfach Objekte, Farben oder Formen aus, die Sie mit dem Wort verknüpfen.
Stellen sich z.B. das Objekt in hellbau gestreift (für männliche Substantive) oder rosarot gepunktet (für weibliche) vor. Sie verknüpfen damit sowohl die Form (gepunktet bzw. bestreift) als auch die Farbe (hellbau, rosarot) – das werden Sie dann sicher nicht mehr vergessen!
das Auto – la voiture
Denken Sie an ein Auto, das vor einer Tür steht (ungefähr „vor Tür“ ausgesprochen); stellen Sie sich dabei ein rosarot gepunktetes Auto vor („la“ voiture).
Tipps für Adjektive
Denken Sie bei Adjektiven an einen Gegenstand, an den Sie zuerst denken müssen, wenn Sie das Adjektiv hören. Stellen Sie sich diesen Gegenstand immer auf einem Blatt Papier gemalt oder durch einen Bilderrahmen eingerahmt vor:
schön – pretty (Englisch)
Denken Sie an eine schöne Frau, die einen Pritt-Klebestift in der Hand hält. Stellen Sie sich die Frau und den Prittstift vor, beide gezeichnet auf einem Blatt Papier oder eingerahmt durch einen Bilderrahmen.
So stellen Sie sicher, dass Sie sich an ein Adjektiv erinnern. Wenn Sie keinen Bezug zum Adjektiv schaffen, dann würden Sie unter Umständen später denken, dass „Frau“ mit „Pritt“ übersetzt wird.
Sie können sich für Adjektive natürlich auch etwas ganz anderes vorstellen. Wichtig ist nur, dass in jeder Assoziation für Adjektive das von Ihnen gewählte Objekt vorkommt.
Tipps für Verben
Denken Sie bei Verben an einen Gegenstand, der dem Verb verwandt ist: rennen – ein Läufer; klettern – ein Kletterer; wechseln – jemand, der sich umzieht
Ähnlich wie bei Adjektiven sollten Sie sich ein Bezugsobjekt merken, das Sie mit „Verb“ assoziieren. Denken Sie sich z.B. eine Straße hinzu.
Wenn Sie das Verb „rennen“ lernen möchten, dann stellen Sie sich einen Läufer auf einer Straße vor.
klettern – to climb (Englisch)
Denken Sie an einen Kletterer, der einen Eimer Kleister in der Hand hält; die Kletterwand steht auf einer Straße.
Wie Sie sich konjugierte Verben merken können
Konjugierte Verbformen können Sie sich durch geometrische Formen merken.
Beispiel: tener – haben (Vollverb) (Spanisch)
tengo – ich habe
tienes – du hast
tiene – er hat
tenemos – wir haben
tenéis – ihr habt
tienen – sie haben
In diesem unregelmäßigen Verb müssen Sie sich zwei Dinge merken: Die i-Verschiebung und die Endung. Stellen Sie sich für die i-Verschiebung folgende geometrische Form vor:
XX (1. Person Singular / Plural)
iX (2. Person Singular / Plural)
ii (3. Person Singular / Plural)
Und die Endungen können Sie sich folgendermaßen merken:
-go
-es
-e
-emos
-éis
-en
Ich habe ein Go-Spiel in der Hand
Du hast ein Essen in der Hand
Er hat den Buchstaben „e“ in der Hand
Wir haben Thermoskannen in der Hand
Ihr habt ein Eis in der Hand
Sie haben Enten in der Hand
Wenn Sie sich auch noch den Akzent auf dem -éis merken möchten, dann denken Sie sich ein Eis, in dem ein Biscuitröllchen steckt.
Tipps für Fragewörter
Wenn Sie ein Substantiv finden, dass so ähnlich ausgesprochen oder geschrieben wird wie ein Fragewort, dann werden Sie sich dieses Bild viel leichter merken können als durch stures Pauken. Hier finden Sie einige Annäherungen, mit Beispielen in verschiedenen Sprachen:
Wer? – Who? (Englisch): Ein Werwolf hustet
Wo? – ¿Donde? (Spanisch): Eine Wolke über der Donau in Deggendorf
Was? – ¿Qué? (Spanisch): Käse, der im Wasser schwimmt
Wie? – Comment? (Französisch): Eine Villa, auf die jemand ein Komma malt
Anwendung im Sprachkurs
Wenn Sie zum Lernen die Sprachkurse von Sprachenlernen24* verwenden, so wiederholen Sie nach jeweils sieben Wörtern die vergangenen sieben Vokabeln – dies festigt das Gelernte erneut, denn sieben Wörter sind die ideale Lerneinheit.
Sie müssen außerdem jedes neu gelernte oder nicht gewusste Wort 2x richtig eingeben, bevor die Lerneinheit beendet ist.
Mithilfe der Langzeitgedächtnis-Lernmethode werden alle Vokabeln in Ihr Langzeitgedächtnis geschoben: Sie müssen an fünf Tagen eine Vokabel richtig eingeben, bevor Sie aus der Lerneinheit wieder entfernt wird. Sie wiederholen die Vokabel auch nicht an fünf Tagen in Folge, sondern es verdoppelt sich die Pause zwischen den Abfragen.
Die erste Wiederholung eines Wortes erfolgt am Folgetag, die nächste nach zwei Tagen, die dritte nach vier Tagen etc.
Nur durch diese Lernabfolge kann gewährleistet werden, dass Sie eine Vokabel nie mehr vergessen.
Erfahrungsberichte zu verschiedenen Sprachen
Wie ich mir die Zahlen 1-10 auf Chinesisch merkte
von Udo Gollub
Chinesisch ist eine Mehrtonsprache. Erstellen Sie daher am besten eine Eselsbrücke, in der der Tonwert eines Vokals vorkommt.
Ordnen Sie die Objekte, die Sie sich merken möchten, mental wie folgt an:
Im folgenden erhalten Sie hierfür einige Beispiele.
Probieren Sie es aus und lernen Sie die Zahlen von eins bis zehn auf Chinesisch!
Lerndauer: Drei Minuten.
Autor des Artikels: Udo Gollub